Brot-Sommelier Martin Göttlich führt durch die Welt des Sauerteigs
Teil 4 – Food Pairing – Ein Spiel der Aromen
In der Welt der Aromen gibt es unendlich viele Möglichkeiten, Lebensmittel zu kombinieren. Doch nicht nur die Harmonie ähnlicher Aromen sorgt für besondere Geschmackserlebnisse. Beim Food Pairing geht es auch darum, Kontraste zu schaffen, die neue, überraschende Sinneseindrücke ermöglichen. Für uns Bäcker eröffnet sich hier eine faszinierende Spielwiese, um unsere Backwaren auf ein neues Level zu heben.
Ein klassisches Beispiel ist die Kombination von Shrimps und Zitrone – zwei Zutaten, die nur wenige Schlüsselaromen teilen, aber durch ihren Kontrast perfekt harmonieren. Ein spannenderes Paar hingegen ist Fleisch und Kaffee, die eine Vielzahl gemeinsamer Aromen aufweisen. Abhängig von der Zubereitung – ob gegrillt, gebraten oder gekocht – kann diese Kombination sowohl Harmonie als auch Kontraste erzeugen, die das Geschmackserlebnis intensivieren.
Für Bäcker ist besonders der Sauerteig ein entscheidender Faktor im Food Pairing. Während der Fermentation entstehen über 300 Aromavorläuferstoffe, die das Geschmacksprofil eines Brotes prägen und unzählige Kombinationsmöglichkeiten bieten. Die Aromen des Sauerteigs lassen sich sowohl harmonisch mit anderen Zutaten verbinden als auch kontrastreich inszenieren. Die Maillard-Reaktion bei der Krustenbildung verstärkt diese Vielfalt zusätzlich, indem sie röstige und rauchige Noten erzeugt, die perfekt zu süßen oder herzhaften Komponenten passen.
Durch den gezielten Einsatz von Sauerteig und die bewusste Auswahl von Zutaten können Bäcker völlig neue Geschmackswelten erschaffen. Kombiniert man zum Beispiel eine malzige Brotkruste mit einer frischen, leicht säuerlichen Komponente wie Zitrone oder Apfel, entsteht ein spannendes Zusammenspiel von Süße, Säure und Röstaromen.
Das Experimentieren ist dabei der Schlüssel. Bewusstes Riechen und Schmecken ermöglicht es, unerwartete Kombinationen zu entdecken und vertraute Aromen in einem neuen Licht erscheinen zu lassen. So kann beispielsweise eine feine Kaffee-Creme auf gedünstetem Lachs den Eindruck erwecken, der Fisch sei gegrillt – ein perfektes Beispiel dafür, wie Food Pairing Aromen spielerisch verwandeln kann.
Ob simpel oder komplex: Food Pairing bietet uns Bäckern die Möglichkeit, mit den Aromen des Sauerteigs zu arbeiten und unsere Backwaren einzigartig zu machen. Wer sich darauf einlässt, kreiert nicht nur geschmackliche Highlights, sondern schafft auch eine emotionale Verbindung zu den Kunden – denn oft sind es bestimmte Geschmackserlebnisse, die uns an besondere Momente erinnern.