Die Rückkehr des Roggens
Tatsächlich hat das Roggenbrot seinen Ursprung in der Römerzeit. Dort galt es lange als Nahrungsmittel für Arme. Aufgrund seiner Vollwertigkeit hielt es lange satt und die Zutaten waren günstig. Mittlerweile hat es diesen Ruf längst hinter sich. Roggenbrot zählt als fester Bestandteil zu jeder gut sortierten Bäckerei und kommt täglich bei Hunderttausenden Haushalten zum Abendessen auf den Tisch. Viele Bäckereien konzentrieren sich wieder vorrangig auf traditionelle Getreide- und Urgetreidesorten und Sauerteig aus dem Holzfass. Verantwortlich für die Trendbewegung ist der Wunsch nach authentischen, traditionell hergestellten Backwaren, die mehr Qualität und Geschmack versprechen – getreu der Slow-Food-Philosophie, die für traditionelle Lebensmittel und Verarbeitungsmethoden steht, um Genuss und Umwelt zu wahren.
Bis heute ist das Roggenbrot in jeder Bäckerei und im Einzelhandel erhältlich. Lange Zeit geriet es nur aufgrund neuerer Brotsorten oder Fertigmischungen in Vergessenheit. Doch bezieht man sich auf den FOOD REPORT 2021 von Hanni Rützler liegt die Zukunft der Ernährung in der Vielfalt. Aufgrund des Klimawandels konzentrieren sich viele Hersteller wieder auf alte regional bewährte Getreidesorten, die Dürreperioden besser meistern als der Turbo-Hybrid-Weizen. So ist man unabhängig von den jetzt schon kritischen, weltweiten Ernten und stärkt die regionale Arten- und Sortenvielfalt. Außerdem legen Verbraucher zunehmend mehr Wert auf handwerklich hergestelltes Lebensmittelgut, welches aus besten Zutaten und nachhaltig hergestellt wird. Umso mehr „echte“ Zutaten, umso besser. Auch die gesundheitstechnischen Komponenten spielen eine Rolle. Bio boomt und traditionell hergestellte Lebensmittel werden wieder geschätzt. Roggen gilt seit tausenden von Jahren als aromatisch, sättigend und besonders ballaststoffreich. Mit nur wenigen Zutaten lassen sich leckere Brote backen, die noch dazu wertvolle Nährstoffe enthalten und uns kostbare Energie liefern. In Verbindung mit dem Sauerteig ein wahrliches Geschmackserlebnis, das viel zu lange in Vergessenheit geriet. Mittlerweile beobachtet man immer mehr Bäckereien, die ihr Sortiment wieder auf traditionelle Brotsorten umstellen. Bei den Verbrauchern kommt der Trend gut an und Roggenbrot steigt auf der Beliebtheitsskala rasant nach oben.
Da Roggenmehle im Vergleich zu Weizenmehlen einen höheren Anteil an Pentosanen haben, sind Roggen- und Roggenmischbrotteige etwas klebriger und eher plastischer als Weizenteige. Dies sollte bei der Herstellung von Roggenbrotteigen berücksichtigt werden. Der erhöhte Pentosan-Gehalt wirkt sich zusätzlich zur Sauerteigzugabe auf die Intensivknetzeit aus. Je höher der Roggenmehl- und der Sauerteiganteil in der Brotrezeptur, desto stärker verringert sich die schnelle Knetlaufzeit und kann bei 100%igen Roggenbroten sogar entfallen.